Fipsen in der Schule

14:38 Sonntag, 25. August 2002

Ja Ja, der Fipsen war auf der Schule, kaum zu glauben. Sogar auf´m Gymnasium. Kann mich aber kaum noch erinnern... Die ersten Jahre war ich noch klein.... sehr klein!
Ergo: Ich bin viel gehänselt und gehauen worden. Meine Sprache war mit dafür verantwortlich. Ich sagte nämlich immer "spitz" statt "schpitz" oder "stark" statt "schtark"!
Was fällt schwäbischen Kindern (also der deutschen Bildungselite) dazu ein? Richtig! "Ha, dr schwätzt noch dr Schreft" ("Ha, der redet ja Hochdeutsch") Wie heißt es nicht so schön in der schwäbischen Werbung: "Wir können eh nix, Deutsch schon gar nicht!" In der 7. Klasse bin ich übrigens versetzt worden, obwohl ich 7 (Sieben!) 5er im Halbjahreszeugnis hatte. Ich finde das einfach erwähnenswert!

Mit ca. 13/14 wurde ich gleichzeitig mit Beginn des Kampfsports Karate auf einmal sehr, sehr groß, in einem Jahr ca. 20 cm gewachsen. Zum Abitur war ich dann 189 cm groß und wog 85 Kilo (damals noch reine Muskelmasse *hüstel*)
Komisch, aber ich wurde nicht mehr gehauen, im Gegenteil: Der Fipsen war auf einmal der Gewalttätige (sagten zumindest die anderen). Und meine Sprache war wohl auch auf einmal in Ordnung.
Eingebrannt in mein Gehirn ist noch eine Feier und ein Frühstück vom Englisch - Leistungskurs. Oh weh...
Die Feier fand auf einem mehr oder weniger öffentlichem Grillplatz statt und zog sich bis in den späten Abend, als ich dann mit Schwestern`s Auto nach Hause fuhr.
Hier sei kurz erwähnt, daß es sich dabei um ein E30 316i Baur Cabrio handelte, eine seltenes und schönes Auto, mit welchem man folgende Dinge machen sollte:
  • Pflegen und Aufheben
  • Pflegen und gut verkaufen
  • Pflegen und dem Bruder schenken
Was man nicht damit machen sollte:
  • ZUM FLOHMARKTPREIS VERSCHERBELN!!!!!!!
Aber zurück zur Feier:
Fipsen und Beckum* hielten damals einen englischen Vortrag über Bier, was ausgiebigsten Konsum nach sich zog (nur als Rechtfertigung für die Cola-Geschichte).
Und wie immer wenn Fipsen und Beckum zusammen sind:
Idiot + Idiot = idiotische Idee
Fipsen hatte eine 1,5 Ltr. Mehrwegflasche Cola dabei, der Beckum Karbid.
Zur Erklärung: Karbid und Wasser gemischt in einem geschlossenem System --> BADABUMM!

Schon damals waren unsere technischen Ambitionen unübersehbar. Nach einem sehr sehr lauten Knall war die Cola-Flasche also auf ihrem Weg in Richtung eines italienischen Urlaubsfliegers. Man stelle sich folgende Warnung eines italienischen Fluglotsen vor:
*krzmpfl*.... elloooo.... pilote offa se aeroplano .....ittasse mi..... ina se tauer ...... Si ..... Ju arre on corso collisiono wissa una coca cola ..... Si .... Go .... Ähm .... Left .... NO .... LEFT .... Managgia la mado ... *krzmpfl*
Wenig später meinten einige Mädels, im Himmel ein hohles *tonk* gehört zu haben, wonach ich nur zur Beruhigung meinte: "Da hat sich wohl Gott mal wieder den Kopf gestoßen..."
Beim Frühstück gab es "Porridge", also Haferbrei. Typisch Englisch sei das aber nur mit Whiskey, meinte der Lehrer. Sprachs, holte eine Flasche, und fing an, den Inhalt in einen Topf zu leeren. "Naja, so ne viertel Flasche wird er wohl reinkippen", dachten wir.... Dachten wir! Auf eine Flasche Whiskey kamen dann ca. 100 g Haferflocken, Beckum und Fipsen waren die einzigen, die davon aßtranken .... *tilt*

Dann kam, was kommen mußte:
Das Abitur! Die Fachhochschulreife!
Manche erwarten sich viel davon, andere (wie der Fipsen) hielten die Note eher für zweitrangig, der Spaß zählte.
Mir ist das eigentlich ganz gut gelungen, da ich das Abitur mit 101 von 100 nötigen Punkten bestanden habe. Der Schulrektor meinte, meinetwegen sei er um Jahre gealtert (ich hab im verschwiegen, daß dies einer meiner Vorsätze war).
In der Physikprüfung z.B. war ich 4 Stunden damit beschäftigt, frei nach McGyver aus meinem Kuli eine wasserstoff-betriebene Langstreckenrakete zu basteln. Mein klägliches Scheitern änderte nichts an meinem Vorsatz, irgendwann mal Ingenieur zu werden. Wäre ich damals nämlich auf die Idee gekommen, die Rakete mit meinem physikalischen Unvermögen anzutreiben, so wäre sie heute noch unterwegs..
In der Mathematikprüfung hab ich (glaub ich) Englisch gelernt, um dann in Englisch immerhin ein gutes Ergebnis zu erzielen (Kosten-Nutzen-Analyse).
In der mündlichen Ethikprüfung dann lebte ich voll auf, da mir von beiden (!) Prüfern gestattet wurde, Immanuel Kant´s Philosophie auf das "schnelle Auto-Fahren" anzuwenden (meine Lebensmaxime ist es, schneller als jeder "TDI" zu sein...).
Der Schulrektor saß damals im Hintergrund (weil der Fipsen als "Problemfall" galt) und beschloß spontan, sich einen 50 PS Diesel zu kaufen.

Unweigerlich folgte die Abi-Fete, welche wieder mit *tilt* endete...
Verheerend war, daß Beckum und Fipsen Zutritt zum Lehrerraum der Sporthalle erlangten. In dieser Sporthalle fand die Abi-Fete damals statt, was wir wunderbar durch eine im Lehrerraum angebrachte Scheibe beobachten konnten.
Unser Aufenthalt warf allerdings mehrere Fragen auf:

  • Kann man mit Kiwi-Scheiben sein Sternbild nachbilden?
  • Darf man sich ungestraft selber Urkunden ausstellen?
  • Funktioniert ein Megaphon unter Wasser?

Zur ersten Frage: Ja, hält aber nur ein paar Minuten! Dumm war nämlich, daß wir die Kiwi- Sternbilder an der oben genannten Scheibe anbrachten. So konnte dann von der anderen Seite aus ein Mädel sehen, was wir mit ihrem liebevoll gebackenen Kiwi-Kuchen so alles anstellen konnten... He.... Was stand der auch im Lehrerraum rum? Ein Riesen Arsch der Kuchen, und zu Recht an der Scheibe verendet...

Zur zweiten Frage: Ja, macht sogar Spaß. Nach Knacken eines Schrankes fanden wir unzählige Blanko-Urkunden, welche wir dann selber ausfüllten... 1.Platz beim Bier-Hürden-Lauf, 1.Platz beim Weitpinkeln, usw....

Zur dritten Frage: Nein. Warum wissen wir bis heute nicht. Nachdem ich mein Rhythmustalent durch das Megaphon bündelte, und Beckum John Travolta Konkurrenz machte, kam uns diese ingenieursmäßige Idee. Wie gut, daß ein Waschbecken vorhanden war, welches gleich gefüllt wurde. Das Megaphon gab unter Wasser noch ein *fiepblubberprutzel* von sich, danach herrschte betretenes Schweigen. Die Beerdigung fand 30 Minuten später statt.

Zuletzt bleibt mir nur noch zu sagen: Leute, auch im schlimmsten Suff erinnert man sich an die peinlichsten Momente... z.B. als ich auf der Rückfahrt einen Freund anpflaumte, warum das Auto seiner gehörlosen Mutter denn kein verdammtes Radio habe...
Sorry, das tut mir heute noch leid, ehrlich....

* Beckum, der; -s: ein Kumpel, der jüngere Bruder der ehemaligen besten Freundin meiner Schwester (7Jahre vorher), wobei wir uns völlig unabhängig von den Schwestern kennen lernten

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