"Pfffff"

18:15 Mittwoch, 17. September 2008

Ich bin bekennender Turbo-Fan geworden. Nicht nur auf rein sachlicher Ebene.

1. Die Passantenblicke, wenn man durch die heimische grosse Kleinstadt fährt. Ein schwarzes Auto mit schwarzen Felgen scheint dermaßen ungewöhnlich zu sein, dass man zu erwarten scheint, der Fahrer steigt aus und entpuppt sich nur als schnöde Tarneinheit. Zu Erkennen daran, dass eine Kopfklappe aufgeht und sich ein kleines grünes Männchen aufgrund der vorhergegangenen kurvenreichen Landstrasse auf die Schulter der Bedieneinheit übergibt. Das ist ein wesentlicher Faktor, der Mitfahrern schon mal peinlich ist.

2. Die Geräuschkulisse. Ohne technisch ins Detail gehen zu wollen, pfeift und zischt ein Turbo. Voller Euphorie ertappe ich mich immer wieder dabei, Mitfahrer darauf aufmerksam zu machen. "Hömma wie geil der Turbo pfeift und zischt! *pfeif* und *pffff*!!"
Ich muss dazu erwähnen, dass ich nicht müde werden, diese Geräuschkulisse stundenlang simultan nachzumachen. Bis ich irgendwann von der Beifahrerseite völlig entnervt angebrüllt werde: "Wenn Du nicht ständig *pffff* machen würdest, könnte ich auch wirklich mal den Turbo hören!" Seitdem versuche ich mich damit auf Stammtischgespräche zu reduzieren (mit vollem Mund allerdings auch nicht empfehlenswert). Das Fenster während des Beschleunigens mit dem Hinweis "Hörstes pfeifen?" im Winter zu öffnen ruft ebenfalls kein Verständnis hervor.

3. Die Heckansicht. Sie scheint so harmlos zu sein, dass Halbstarke entweder versuchen, den Titel eines bei mir im Kofferraum liegenden Buches zu entziffern, oder todesmutige Überholmanöver starten. Ich habe eins mit zunehmender Reife gelernt: Es gibt immer schnellere Autos als das eigene. Fehlende Einsicht ist dabei ein - wie ich finde - sehr sinnloses Streben nach Erfolgserlebnissen.

4. Die Leistung. Zugegeben, im Lipperland ist man schon mit 100 PS hoffnungslos übermotorisiert, schließlich haben die Lipper die Langsamkeit erfunden. Dennoch bietet die entsprechende Leistung, um Lipper in ihrer gewohnten Geschwindigkeit von 75 km/h auf der Landstrasse zügig überholen zu können, ein erhebliches Plus an Komfort.

5. Das Auto als Diskussionsgrundlage. Als langjähriger Fahrer alter BMWs zog es mich eine zeitlang noch in diverse BMW-Internetforen. Dort fand ich eines Tages einen Artikel über einen teil-entrüsteten BMW-Fahrer, der sich auf der Autobahn dem hier beschriebenen Modell geschlagen geben musste. Eine Einmischung konnte ich nicht unterlassen, allerdings war die fachlich fundierte Aussagekraft der Argumente der BMW-Fahrer nicht zu überbieten. Sämtliche rein sachlich von mir aufgeführten Argumente bzgl. Leistung, Verbrauch etc. konnten mühelos mit dem unschlagbaren Argument "ABER IST ES IST DOCH EIN VOLKSWAGEN!" entkräftet werden. Original gross geschrieben. Dieser Aussage habe ich nichts hinzuzufügen.