* Fipsens Weisheit im Dezember *

16:57 Freitag, 31. Dezember 2010

... hab ich vergessen!

Glühweindunst & Handtaschen-Voyeurismus

13:58 Sonntag, 19. Dezember 2010

Wie jedes Jahr muss man sich zur Beschaffung der Weihnachtsgeschenke für die Lieben in das Chaos aus Bratwurstnebel und Schweißgeruch, Pöbeleien und Gejammer, Wucherpreisen und gut gelaunten Verkäufern stürzen.
Benebelt von Glühweindunst schlängle ich mich durch überforderte Hausfrauen, kämpfe mich über überforderte Familienväter und tänzele an fragilen Omis vorbei zu den Objekten meiner Begierde. Es ist das gleiche harte Los wie im Supermarkt. Ich weiß ganz genau, was ich will, und kenne bereits meine favorisierten Wege innerhalb des Supermarktes. Der größte Störfaktor bei dieser Zielstrebigkeit sind allerdings... alle anderen! Erstaunlich, wie orientierungslos erwachsene Menschen durch die Regalgassen torkeln können. Dabei sind die Bewegungen keinesfalls vorhersehbar, vergleichbar mit Hochseebojen, die ohne Eigengeschwindigkeit von den Wellen in nicht vorhersehbare Richtungen gedrängt werden. Kollisionen nehme ich inzwischen gerne in Kauf, vor allem beim beliebtesten Spiel der anderen Supermarktverkehrsteilnehmer: Plötzliches Stehenbleiben zur Orientierung. Dabei fährt man nicht rechts ran, sondern bevorzugt die Mitte des Hauptverkehrsstroms. Auf meine Frage, ob sie auf der Autobahn auch so agieren, ernte ich immer  mit kindergleich weit aufgerissenen Augen die Antwort: "Natürlich nicht, dann gäbs ja einen Unfall!". Wenn ich dann erwidere "Denken Sie jetzt mal drüber nach, warum ich ihnen gerade in die Hacken gefahren bin", fällt mir ein, das man bei diesem Klientel nicht davon ausgehen sollte, irgendwelche Denkprozesse anstoßen zu können.

Mitten im Trubel giert mir nach einer Pause, ich gönne mir an einem schlangenlosen Crêpes-Stand ein Exemplar mit Nutella & Bananen und will nun in Ruhe genießen. Übrigens, daneben war ein leerer Weihnachtmarktstand. Aus Spaß stellte ich mich 10 Minuten davor. Resultat: Hinter mir standen 4 Leute in freudiger Erwartung auf das Ungewisse mit in der Schlange. Zurück zum Crêpes-Genuss: Ich erspähe ein Schaufenster mit Handtaschen-Exponaten mit 70er-Jahre-Design. Ich denke mir, im Jahr 2010 kann das in einer überfüllten Einkaufsstraße der ruhigste Ort sein. Ich genieße meinen Crêpes und bestätige meinen Plan durch Betrachtung der außerordentlich hässlichen Handtaschen. Als ich mich umdrehe, bin ich bis auf Zentimeter umzingelt von alten Omis, die genau die eine Handtasche sehen wollen, vor der ich gerade stehe. Ich erlaube mir, mich keinen Millimeter zu bewegen, bis ich meinen Crêpes aufgegessen habe. Danach fahre ich nach Hause und bestelle die restlichen Geschenke bei Amazon.

Fröhliche Weihnachten.